Sonntag, 27. Mai 2007
Countdown zu meinem neuen Leben
Vor etwas mehr als zwei Wochen hat mich meine beste Freundin angerufen. Sie muesse mir unbedingt was erzaehlen. Sie warzu dem Zeitpunkt etwa 2 Jahre in Deutschland, denn sie kommt eigentlich aus Cádiz (Spanien).
Angekommen in einer unserer Stammcafés platzt es aus ihr heraus. "Ich habe endlich einen Job!". Seit einem Jahr war sie bereits auf der Suche nach einem Job hier in Hamburg da sie gerne hier bleiben wollte. Doch die Tourismusbranche setzte mindestens ein Jahr Erfahrung vorraus welche sie nicht vorweisen konnte. Praktika gab es lediglich unbezahlte. Ich freute mich unheimlich ueber diese Nachricht weil dass hiess, dass sie endlich zur Ruhe kommen wuerde und endlich eine stablie Existenz hier gehabt haette. Jedoch hatte ich den Nachsatz noch nicht gehoert, "..in Andorra."
Ich habe nicht gerade die grosse Ahnung von der deutschen Geographie, jedoch war mir klar, dass sich Andorra nicht in der Naehe befand, sondern nahe der Grenzen zu Spanien und Frankreich.

Wir hatten uns im April 2006, also erst vor einem guten Jahr, auf unsrer damaligen Arbeit kennengelernt. Wir arbeiteten im CallCenter einer Marktforschungsfirma und befragten Leute in Spanien und Suedamerika zu den verschiedensten Themen.
Waehrend der WM kamen wir uns als Freunde naeher. Wir wurden beste Freundinnen und verbrachten jede freie Minute miteinander weil wir wussten, dass wir jeweils jemanden gefunden hatten mit dem wir auf der absolut gleichen Wellenlaenge liegen und dem wir blind vertrauen koennen.
Nun ging sie weg aus Deutschland. Gerade zu dem Zeitpunkt zu dem wir uns so gut verstanden.
Jedoch hatte ihr aprubter Lebenswandel auch Konsequenzen fuer mich. Ich uebernehme nun ihr Zimmer in der WG in der sie wohnte. Die, die mir schon von Anfang an immer so gut gefallen hat. Ein Wink des Schicksals.
Nun ist sie weg. Letzten Freitag verabschiedeten wir uns. Am 29. werde ich bereits einziehen.

Fuer mich heisst es nicht nur in eine andere Wohnung zu ziehen. Fuer mich heisst es einen grossen Teil meines bisherigen Lebens hinter mir zu lassen. Ich habe 16 Jahre lang in dem Zimmer gelebt in dem ich jetzt noch sitze. Jedes Wort hallt durch das Zimmer da wir bereits alle Moebel in das neue Zimmer geschafft haben.
Auszuziehen hiess fuer mich auch den Kampf mit meiner Mutter anzunehmen. Denn sie war von vorne herein alles andere als begeistert. Meine Eltern sind geschieden und ich lebe seitdem bei ihr. Wir haben eine sehr feste Bindung aneinander, da wir viel durchmachen mussten in den letzten Jahren. Wir haben uns gegenseitig Halt gegeben in schwierigen Zeiten und wir haben uns gegenseitig wieder aufgebaut wenn wir am Boden waren.
Nun hiess es gegen meine engste Verbuendete anzutreten. Das war glaube ich das Schwerste was ich meinem Leben machen musste. Tagelang haette man seinen eigenen Atem in unserer Wohnung sehen koennen so kalt sie zu mir. Ich musste mir Vorwuerfe, Androhungen und andere Dinge anhoeren die mich mehr verletzt haben als sie es sich vorstellen kann.
Mittlerweile hat sie sich anscheind damit abgefunden und ist zum Glueck wieder die Alte.

Jetzt geht es nur noch um mich. Um mich und meine Aengste die mit der ganzen Vorfreude auf ein unabhaengigeres und freieres Leben mitschwingt.

Ich bin 20 Jahre alt. Vor dem Sommer des Jahres 2003 war ich ein verstoertes Maedchen welches innerhalb von 4 Jahren 6 enge Verwandte verloren hatte. Ich war introvertiert, grenzte mich ab, in der Schule war ich die merkwuerdige Aussenseiterin.
Dann kam der 9. September 2003. Ich sollte fuer ein Jahr nach Spanien gehen, denn ich hatte mich dazu entschieden bei einem "High School Year Abroad" mitzumachen und hatte mich fuer Spanien entschieden.
Dieses Jahr hat mein Leben veraendert. Ich kam wieder als eine vollkommen neue Person. Von daher weiss ich, dass Veraenderungen noetig sind um zu wachsen und reifer zu werden.
Ich wuerde jetzt gerne sagen, dass ich mir sicher bin, dass alles gut laeuft, da ich eine selbstdisziplinierte und selbststaendige junge Frau bin, die ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen weiss. Doch das bin ich nicht wirklich.
Ich habe Angst.
" I like to be the captain of my own ship." Das sagte einmal eine Frau die ich sehr schaetze und bewundere. Ich wuerde diesen Satz sofort unterschreiben. Nur leider bekomme ich das noch nicht ganz so hin.
Mir ist bewusst, dass ich in 3 Tagen aus dem Netz geschmissen werde. Nein, ich selber schmeisse mich aus dem Nest. Hoffentlich werde ich dadurch nicht zum Kamikazeflieger...

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